Naturschutz

Biodiversität

Moorschutz bei den Österreichischen Bundesforsten

Die Österreichischen Bundesforste tragen als größter Naturraummanager Österreichs eine besondere Verantwortung für die Gewässer und Feuchtlebensräume in den Alpen.

Moore gehören zu den vielfältigsten Lebensräumen Mitteleuropas. Verantwortlich dafür ist das mannigfaltige Wechselspiel zwischen Wasser und Land. Im Verlauf von Jahrtausenden entstanden durch Verlandung, Versumpfung und Überflutung ganz unterschiedliche Moortypen. An die speziellen Verhältnisse in solchen „amphibischen“ Lebensräumen sind nur wenige Lebewesen angepasst. Viele dieser Spezialisten kommen nur in Mooren vor und zählen heute aufgrund des Verschwindens der Feuchtlebensräume zu den gefährdeten Arten.

Für den Menschen waren Moore lange Zeit vor allem ein Hindernis. Auf den sumpfigen Stellen konnten keine Siedlungen angelegt werden und auch zur landwirtschaftlichen Nutzung waren Moore kaum geeignet. So wurden die „Sümpfe“ nach und nach trockengelegt – ein Eingriff in unsere Landschaft der bis in die Gegenwart nachwirkt.

Heute werden entwässerte Moore im Rahmen von Naturschutzprojekten wieder vernässt. Nach erfolgreicher Revitalisierung sind sie wieder fähig, Kohlenstoff und Wasser in großen Mengen zu speichern und tragen dazu bei, Siedlungsräume vor Hochwasser zu schützen und und den Klimawandel abzuschwächen.

40 Jahre RAMSAR in Österreich

Am 12. April 1983 verkündete Österreich seinen Beitritt zur RAMSAR- Konvention und ist somit bereits 40 Jahre ein Teil des internationalen Abkommens zum Schutz der Feuchtgebiete. Hier stellen wir die RAMSAR- Gebiete auf Flächen der ÖBf vor.

Nassköhr - Renaturierungsmaßnahmen im Ramsar-Jubiläumsjahr

Das Nassköhr im Forstrevier Neuberg in der Steiermark ist mit seinen über 20 Teilmooren der größte Moorkomplex im Osten der Kalkalpen. Größere Moorlandschaften finden sich erst wieder im Waldviertel, im Ennstal und vom Salzkammergut an westwärts. Schon diese Besonderheit der geographischen Lage und der großflächigen Ausdehnung macht das Nassköhr naturschutzfachlich sehr interessant. Zusätzlich ist das Moorgebiet inmitten eines Karsteinbruchsbecken gelegen – eine einzigartige Kombination!

Bereits 1971 wurden Teile des Moorkomplexes als Naturschutzgebiet ausgewiesen, seit 2003 gehört das Nassköhr zum Naturpark Mürzer Oberland und 2004 erfolgte die Ernennung zum Ramsargebiet als international bedeutsames Feuchtgebiet. Das Ramsargebiet Nassköhr mit mehr als Teilflächen erstreckt sich über eine Fläche von knapp 210 ha, und stellt ein Mosaik an verschiedensten Moortypen dar: Hochmoore, Übergangsmoore, Verlandungs-, Versumpfungs-, Kessel-, Überrieselungs-, Quell- und Durchströmungsmoore.

In der Vergangenheit führten Trockenlegung, Torfstich und Überweidung, welche Trittbelastung und Nährstoffeintrag mit sich brachte, zu einer Schädigung der Moorlandschaft. Bereits 2002 haben die ÖBf in Zusammenarbeit mit der Universität Wien und dem WWF über 120 Holzdämme zum Schließen der Erosions- und Entwässerungsgräben errichtet, um die Teilmoore Capellarowiese und Zerbenwiese wieder zu vernässen. Infos zum aktuellem Projekt finden Sie hier.

Donau-March-Thaya-Auen – Rückzugsraum im Siedlungsgebiet

Das Ramsargebiet „Donau-March-Thaya-Auen“ geht auf das Beitrittsjahr Österreichs 1983 zur Konvention zurück und feiert heuer daher ebenfalls sein 40-jähriges Jubiläum. Es ist Teil der größten zusammenhängenden Auenlandschaft Mitteleuropas. Das Grenzgebiet zwischen Österreich, der Slowakei und Tschechien war Jahrzehnte geprägt vom Eisernen Vorhang und zieht sich nun als Grünes Band durch Europa. Die ÖBf steuern die Flächen des Nationalparks Donau-Auen zum Ramsar-Gebiet bei.

Auen sind von der Gewässerdynamik geprägt, unterschiedliche Überflutungsdauer und Flusswasserspiegel lassen Auwälder, neben Trockenlebensräumen auf Sandrücken oder Schotterbänken sowie unterschiedliche Gewässer, wie Tümpel, Seiten- und Altarme entstehen. Wiederkehrende Hochwasser beeinflussen die Auenlandschaft immer wieder aufs Neue.

In der pannonischen Tiefebene Österreichs kommt es aufgrund der flachen Topografie zu intensiver Flächenversiegelung durch Industrie- und Infrastrukturprojekte. Die Donau-March-Thaya-Auen sind gerade in der intensiv genutzten Tiefebene Österreichs ein besonders wichtiger naturbelassener Rückzugsraum für Fauna und Flora. Sie weisen eine der höchsten Artendichten Mitteleuropas auf: Mehr als 900 Farn- und Blütenpflanzen sowie 5000 Tierarten sind hier zu verzeichnen. Begründet durch diese hohe naturschutzfachliche Bedeutung wurden 1996 die Donauauen zwischen Wien und der Marchmündung zum Nationalpark erklärt.

Im Ramsargebiet mit über 36.000 ha gelten durch den Grundsatz der Konvention zumindest eine nachhaltige Landnutzung („wise use“) sowie unterschiedliche weitere Schutzkategorien (Nationalpark, Naturschutzgebiete, Natura 2000). Die Auen sind mit ihrer Umgebung verbunden: Flussbegradigungen und Uferbefestigungen, Flusskraftwerke und nicht zuletzt auch der Klimawandel prägen das Abflussverhalten von Flüssen. Zu beobachten ist, dass die Auen seltener überflutet werden, der Grundwasserspiegel sinkt und die Feuchtlebensräume müssen immer mehr mit Trockenheit zurechtkommen.

Auen sind nicht nur als Lebensraum, sondern auch als Nährstofffilter, Süßwasser- und Kohlenstoffspeicher wichtige Verbündete gegen Artensterben und Klimakrise, und nebenbei natürliche Rückhalteflächen bei Hochwassern. Auen sind also jedenfalls schützenswert!

Waldviertler Teich-, Moor- und Flusslandschaft- vielfältiges Mosaik an Lebensräumen

Die „Waldviertler Teich-, Moor- und Flusslandschaft“ liegt im nordwestlichen Waldviertel in den Bezirken Gmünd, Horn, Krems-Land, Melk, Waidhofen an der Thaya und Zwettel. 1999 wurde die Landschaft als Ramsargebiet ausgewiesen. Auf 13.000 Hektar erstreckt sich ein vielfältiges Mosaik an Lebensräumen wie Fließgewässer, Teiche und Tümpel, Schlammfluren, Moore, Moorwälder, Feuchtwiesen, trockene Heiden, Au- und Schluchtwälder. Durch die gemeinsame Wasserader Lainsitz gibt es eine Verbindung zu den beiden tschechischen Ramsargebieten „Teichgebiet Trebon“ und „Moorgebiet Trebon“. Die Nähe zur Grenze hat dazu beigetragen, dass hier jahrzehntelang viele Flächen nur schonend bewirtschaftet wurden.

Wie die meisten Ramsargebiete in Österreich steht auch die „Waldviertler Teich-, Moor- und Flusslandschaft“ zusätzlich unter gesetzlichem Naturschutz, nämlich als Natura-2000-Gebiet.

Bis ins 13. Jahrhundert kann die Teichwirtschaft im Waldviertel zurückverfolgt werden. Heute gibt es rund 1400 Fischteiche, davon einige in naturnahem Zustand. Nennenswert ist insbesondere die Karpfenzucht, die lange Tradition hat in der Region. Die Teiche des Ramsar-Gebietes weisen zum Teil reich strukturierte Verlandungszonen auf, die meist aus Schilf, Rohrkolben, Großseggen und Reitgras gebildet werden. Manchmal sind auf den Teichen auch Inseln, Buchten und Halbbuchten ausgebildet. Die an die Teiche angrenzenden nassen und verschilften Flächen bilden zusammen mit Erlen- und Weidengebüsch und verwachsenen Zuflüssen reich strukturierte Lebensräume.

Der Gebhartsteich ist mit 65 ha der größte Fischteich des Waldviertels. Der Teichgrund ist im allgemeinen wenig bewachsen. Die Teiche sind während des Vogelzugs wichtige Rastplätze für verschiedene Watvogel- und Limikolenarten und zählen zu den Important Bird Areas Österreichs

Zu den Moorkomplexen im Gebiet gehören die Karlstifter Moore, Gemeindeau, Rottalmoos, Schönauer Moos, Haslauer und Schremser Moor. Davon liegt das Haslauer Moor im FB Waldviertel-Voralpen im Forstrevier Eisenbergeramt. Früher wurde in fast allen dieser Moore Torfabbau betrieben. Inzwischen hat ein Umdenken stattgefunden und so wurden beispielsweise im Haslauer Moor 2002 durch die ÖBf in Zusammenarbeit mit der Uni Wien und dem WWF erste Dämme eingebaut zur Wiedervernässung. Im Rahmen des grenzübergreifenden Interreg-Projektes „Connecting Nature“ Österreich – Tschechien wurden 2020 und 2021 drei weitere Moore unter anderem durch die Bundesforste renaturiert und ein Entwicklungsplan für weitere Moore in der Gegend ausgearbeitet.

Kalkalpen – Quellgebiete in der Waldwildnis

Der Nationalpark Kalkalpen liegt im Süden Oberösterreichs. Er umfasst das Sensengebirge und das Reichraminger Hintergebirge, eines der größten geschlossenen Waldgebiete Österreichs. Eine Besonderheit sind die unverbauten Bachläufe sowie über 800 Quellen.

2004 wurden 18.532 Hektar auf der Fläche des wenige Jahre zuvor ausgewiesenen Nationalparks und ÖBf-Betriebs Kalkalpen zum Ramsar-Gebiet erklärt. Ein Großteil der Fläche ist bewaldet, etwa 30 verschiedene Waldgesellschaften wachsen hier! Drei Viertel der Nationalparkfläche sind als Wildniszone ausgewiesen, sie werden somit sich selbst überlassen. Darunter sind auch Bereiche, die als Urwald eingestuft werden können – seit der Wiederbewaldung nach der letzten Eiszeit gab es höchstwahrscheinlich keine Nutzung durch Menschen.

Ansonsten prägen Wasser, Fels und Almen das Gebiet. Auf den insgesamt über 80 km langen Bachläufen im Nationalpark wird weitgehend eine natürliche Fließdynamik zugelassen. Im Reichramiger Hintergebirge ist der Große Bach mit seinen Zuläufern zu nennen und zwischen Hintergebirge und Sensengebirge die Krumme Steyrling.

Unterirdische Karstwassersysteme, Schluchten, Seen, Tümpel, Weiher, Quellen, auch Moore und Sümpfe sowie alpine Grasmatten – die Vielfalt an Lebensräumen gilt als international bedeutend.

Moore am Sauerfelder Wald – Ausflug in unberührte Landschaften

Das Ramsargebiet Moore am Sauerfelder Wald liegt im Forstrevier Tamsweg. Auf etwa 1.500 m Seehöhe und einer Fläche von 119 ha befinden sich elf Moore. Dabei handelt es sich um Durchströmungs-, Übergangs-, Regen und Latschenhochmoore, welche auf Glimmerschiefer und Gletschermoränen liegen. Ganitzel-Moos, Stiefelmoos, Langmoos, Schobermoos, Fuchsschwanzmoos und das Moor bei den Wolfsöfen – um nur ein paar davon zu nennen. Eine Besonderheit ist, dass das Gebiet in der Vergangenheit kaum genutzt wurde, weshalb die Moorlandschaft einen unberührten Charakter aufweist. Man findet hier eine Fichten-Latschen-Torfmoos-Gesellschaft, die nur an wenigen Stellen in Österreich vorkommt.

Wie auch in den anderen Moorgebieten des Lungaus wächst hier die Zwergbirke (Betula nana), ein licht- und kälteliebender Zwergstrauch. Während der Kaltzeiten war sie weit bei uns verbreitet, seit dem Abklingen der letzten großen Eiszeit hat sie sich jedoch in arktische Gebiete zurückgezogen – und eben in die kühlen Refugien der Hochgebirge, bevorzugt auf Moorböden. Bemerkenswert für diese biogeografische Region ist auch das Vorkommen der borealen Art Kleinfrucht-Moosbeere (Vaccinium microcarpum).

Moore am Überling- großartige Dimensionen

Genauso wie die Moore am Sauerfelder Wald liegt auch das Ramsargebiet Moore am Überling im Forstrevier Tamsweg. Es ist gleichzeitig Natura 2000 und Naturschutzgebiet. Von 265 Hektar sind allein 117 Hektar Moorfläche. Rund 40 Moore gibt es hier, darunter das Gstreikelmoos, Überlingmoos, Großes Schattseitenmoor und das Moor am Zechnergraben. Diese Moore sind weitgehend ungenutzt, nur im Moor südlich der Überlinghütte wurde im 19. Jahrhundert ein Netz an Entwässerungsgräben angelegt. Anfang der 2000er Jahre wurden deshalb von den ÖBf Renaturierungsmaßnahmen gesetzt. Im Gstreikelmoos findet sich der größte Schwingrasen der Alpen. Auf der Wasseroberfläche eines Sees bildet sich nach und nach eine Pflanzendecke, bis hin zu einem geschlossenen Rasen. Diese Schicht bildet nach unten hin fortlaufend Torf, wodurch der See allmählich verlandet und ein Moor entsteht.

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