Bundesforste eröffnen „Naturerlebnis Schwarzriegelmoos“ im östlichsten Hochmoor der Alpen
Gelegen auf 1.600 Meter Seehöhe ist das Schwarzriegelmoos auf der Pretul (Fischbacher Alpen) das östlichste Hochmoor der Alpen. Das vergessene Kleinod mit seiner einzigartigen Fauna und Flora wurde in den letzten zwei Jahren von den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) sorgsam renaturiert und zeigt sich nun als „Naturerlebnis Schwarzriegelmoor“ erstmals wieder in seiner vollen Schönheit. „Moore zählen weltweit zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen“, erklärt Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). „Durch Vertritt, Befahren, mangelnde Besucherlenkung und starkes Zuwachsen wurde das Schwarzriegelmoor in den letzten Jahrzehnten stark in Mitleidenschaft gezogen. Mit der Renaturierung konnte der ökologische Zustand des Moores deutlich verbessert werden, sodass es nun wieder in neuem Glanz erstrahlt.“ Mit architektonisch gestalteten Holzstegen durch das Moor, Informationstafeln und einer Aussichtsplattform, die neue Ausblicke auf die Umgebung verspricht, wird das Schwarzriegelmoos für BesucherInnen nun erstmals erlebbar gemacht. Unter Beisein zahlreicher VertreterInnen aus den Bereichen Umwelt und Naturschutz, Standort- und Anrainergemeinden sowie von alpinen Vereinen wurde das „Naturerlebnis Schwarzriegelmoor“ nun offiziell eröffnet. Gestaltet wurde die neue Anlage durch das Schwarzriegelmoos von den BWM-Architekten Wien.
Perle auf der Pretul: Naturerlebnis Schwarzriegelmoor
Ein neuer, rund 150 Meter langer Hauptsteg und zwei kleinere Nebenstege führen nun durch das einzigartige Hochmoor, auf Infotafeln, die in traditioneller, witterungsbeständiger Email-Technik ausgeführt sind, erfahren BesucherInnen Wissenswertes über die Geschichte des Schwarzriegelmoores und seine ökologischen Besonderheiten. „Die neuen, aus regionalem Lärchenholz errichteten Holzstege sollen nicht zuletzt die Besucherströme kanalisieren und durch dieses ökologisch sensible Gebiet lenken“, erklärt Freidhager und betont: „Regionale Wertschöpfung und eine ökologische Bauaufsicht bei der Stegerrichtung waren uns ein großes Anliegen.“ Gemütliche Holzbänke laden zum Verweilen ein, ein blitztechnisch gesicherter Unterstand bietet Schutz vor plötzlichen Wetterumschwüngen. Besonderes Highlight ist eine Aussichtsplattform, die neue Perspektiven über das Moor und die Umgebung ermöglicht. „Die besondere Konstruktion des Steges erlaubt aber nicht nur Wanderern und Radfahrern ein besonderes Naturerlebnis, auch dort lebende Kleintiere können sich weiterhin barrierefrei in ihrem Biotop bewegen“, ergänzt Freidhager.
Neue Aussichtsplattform im Schwarzriegelmoos
Foto: ÖBf-Archiv/Robert Leitner
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Neue Aussichtsplattform im Schwarzriegelmoos
Foto: ÖBf-Archiv/Wolfgang Simlinger
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BesucherInnnen entdecken das Schwarzriegelmoos am Erlebnispfad
Foto: ÖBf-Archiv/Wolfgang Simlinger
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Bgm. Johann Ziegerhofer (li.) und Bgm. Reinhard Reisinger (re.) eröffnen den neuen Erlebnispfad
Foto: ÖBf-Archiv/Wolfgang Simlinger
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Im Reich der Bergmolche und Torfmoose
In seiner Einzigartigkeit bietet das Schwarzriegelmoos vielen teilweise vom Aussterben bedrohten Arten wie Bergmolchen, Torfmoosen oder Wollgräsern einen unersetzlichen Lebensraum. Die in Hochmooren vorkommenden Arten gelten als Spezialisten, müssen sie doch mit extremer Witterung und Temperaturen von bis zu minus 25 Grad sowie Windstärken von über 100 km/h zurechtkommen. Die Kombination aus freien und bewachsenen Flächen kommt auch den Birkhähnen zu Gute, die hier ihre Balz- und Nistplätze zur Aufzucht der Jungen vorfinden. In der Vergangenheit wurde das etwa sechs Hektar große Gebiet durch landwirtschaftliche und touristische Maßnahmen stark in Mitleidenschaft gezogen. So durchschnitten Wanderwege das Moor, dazu kamen Vertrittschäden durch Weidevieh und illegales Befahren mit Fahrzeugen. Das laufende Zuwachsen des Biotops durch Fichten- und Latschenbewuchs und die dadurch verursachte Entwässerung gefährdeten das sensible ökologische Gleichgewicht massiv. Mit der Entfernung des überhandnehmenden Baumbewuchses in Zusammenarbeit mit der Landjugend Bezirk Bruck-Mürzzuschlag und der Steiermärkischen Berg- und Naturwacht wurde ein erster Schritt zur Renaturierung gesetzt. Es folgte die Umzäunung des Moores, um weiteren Viehtritt zu verhindern. Diese wurde unter Leitung der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl (Stmk.) in weiten Bereichen mit traditionellen steirischen Holzzaun-Techniken wie Bund- und Schusszäunen ausgeführt. Langfristig führen die Schutzmaßnahmen zu einer deutlichen Verbesserung des Ökosystems: Der Grundwasserspiegel wird wieder ansteigen und das für das Wachsen der Moore verantwortliche Torfmoos kann sich besser ausbreiten.
Weitere ökologische und touristische Maßnahmen
Die Renaturierung des Schwarzriegelmooses war eine von zahlreichen Maßnahmen zur ökologischen und touristischen Attraktivierung auf der Pretul, die die Errichtung des Windparks Pretul durch die Österreichischen Bundesforste begleiteten. Dazu zählen die Einrichtung von Ruhegebieten für Wild, die Errichtung von Altholzzellen, die Aufforstung mit standorttypischen Gehölzen und die Einrichtung des neuen Mountainbike-Streckennetzes „wind+bike Pretul“. „Der Öko-Windpark Pretul ist ein Vorzeigebeispiel für gelebte Nachhaltigkeit und eine schonende Energiewende. Bei der gesamten Umsetzung galten höchste ökologische Standards von der Abfallbehandlung über die Bautechnik bis hin zur Wildökologie und zum Naturschutz“, verweist Rudolf Freidhager auch auf diesen Aspekt des Projekts. „Allein in die Renaturierungs- und Attraktivierungsmaßnahmen wurden bisher rund 300.000 Euro investiert“, so Rudolf Freidhager abschließend.
Rückfragehinweis:
Österreichische Bundesforste
Pia Buchner, Pressesprecherin
+43 2231 600-1520
pia.buchner [AT] bundesforste [.] at