Homestory statt Gruselgeschichte: 50 Quartiere für seltene Fledermäuse im Biosphärenpark Wienerwald

Wenn Halloween naht und die Nächte dunkler werden, richtet sich der Blick wieder auf sie: die Fledermäuse – faszinierende und zugleich geheimnisvolle Bewohner unserer Wälder. Während die kleinen, fliegenden Säugetiere in Gruselgeschichten als Symbol des Schreckens gelten, sind sie in Wirklichkeit das genaue Gegenteil: scheu, nützlich und unverzichtbar – nicht nur für das Ökosystem Wald: Als besonders geschickte Jäger vertilgen sie jede Nacht mehrere Tausend Insekten und tragen damit zu einem natürlichen Gleichgewicht in der Natur bei.
In Österreich konnten bislang 31 Fledermausarten nachgewiesen werden – darunter acht Arten wie die Bechsteinfledermaus oder die Kleine Hufeisennase, die speziell auf vielfältige Wälder angewiesen sind. „Das einzig Gruselige an Fledermäusen ist, dass alle heimischen Arten bereits selten geworden sind und auf der Roten Liste stehen“, gibt Claudia Kubista, Biologin und Fledermaus-Expertin bei den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf), zu bedenken. Grund dafür ist vor allem der Verlust an geeignetem Lebensraum.
Sichere Rückzugsorte im „Tiny House“-Format
Die Bundesforste setzen sich im ÖBf-Forstbetrieb Wienerwald daher schon seit vielen Jahren für den Erhalt der seltenen Geschöpfe ein. Ein langjähriges Artenschutzprojekt, umgesetzt in Kooperation mit dem Biosphärenpark Wienerwald und vom Land Niederösterreich finanziell unterstützt, zeigt nun Erfolg: Um den Fledermäusen wieder mehr geeignete Rückzugsorte vor allem während des Tages zu bieten, wurden rund 50 Fledermaus-Nistkästen aus Holz im Wald errichtet, die von den nachtaktiven Tieren immer stärker angenommen werden. Das laufende Monitoring zeigt, dass heuer bereits mehr als die Hälfte der Nistkästen angenommen wurden – damit hat sich die Belegung seit 2021 nahezu verdoppelt. Insgesamt konnten 60 Fledermäuse, darunter Arten wie die Mückenfledermaus, die Wasserfledermaus, der Großer Abendsegler und die seltene Mopsfledermaus, nachgewiesen werden. „Quartiere, die jährlich wieder vorzufinden sind, sind für Fledermäuse überlebenswichtig. Wenn Quartiere regelmäßig gewartet und in Form gehalten werden, lernen die Tiere sie als sichere Orte kennen und beginnen, sie dauerhaft zu nutzen“, erklärt Kubista.
Neben den Zusatzquartieren setzen die Bundesforste auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung. Mit strukturreichen Beständen, Biotopbäumen und Altholzinseln schaffen sie wertvolle Lebensräume, die von Arten genutzt werden, die als besonders störungsempfindlich gelten.
Nachweis seltener Bechsteinfledermaus gelungen
Wie wichtig Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt im Wald sind, zeigt sich mitunter auch an unerwarteten Entdeckungen: Bei der Kontrolle eines Nistkastens, der ursprünglich für die stark gefährdete Haselmaus bestimmt war, wurde erst vor wenigen Wochen darin ein schlafendes Exemplar der noch viel selteneren und streng geschützten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) gefunden. Diese findet besonders in wärmeren Buchenwäldern ideale Lebensbedingungen vor und lässt sich in Österreich nur sehr vereinzelt nachweisen.
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