Forschung

Forstwirtschaft trifft Wissenschaft

Anpassung der Wälder an den Klimawandel (ADAPT)

Der Klimawandel stellt die Waldbewirtschaftung vor enorme Herausforderungen: Den Wald bereits heute so zu pflegen und zu verjüngen, dass er in 100 Jahren stabil, vielfältig und erholsam für alle ist, ist von großer Bedeutung.  Im Projekt „ADAPT“ arbeiten Bundesforste, BOKU und Biosphärenpark Wienerwald Management zusammen, um den Einfluss des Klimawandels auf die Wälder zu erforschen, wobei für Bestände, welche nach Prognose bis 2100 als besonders gefährdet gelten, passende Managementstrategien entwickelt wurden. Diese Strategien wurden auf Testflächen in die Praxis umgesetzt. Seit der Einleitung der natürlichen Verjüngung in der Wintersaison 2016/17 werden die Forstschritte regelmäßig begutachtet, dokumentiert und bewertet. Ziel ist es Erkenntnisse für die nachhaltige Waldbewirtschaftung abzuleiten.

Merkmalserkennung Rundholz (MeRu) 

Sägewerke nutzen geeichte elektronische Rundholzmessanlagen, um Volumen, Qualität, Abholzigkeit und Krümmung der Stämme zu erfassen. Weitere wertbestimmende Merkmale werden von geschultem Personal optisch erkannt. Das Forschungsprojekt MERU, finanziert durch den Waldfonds des BMLRT, hat das Ziel, diesen Prozess zu revolutionieren: Mithilfe von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz soll die Holzübernahme vereinfacht und die Merkmalsbestimmung objektiviert werden – unabhängig von menschlichen Einschätzungen. In einer Pilotanlage am ÖBf-Holzlagerplatz in Amstetten werden dafür tausende Stämme gescannt, auf Merkmale untersucht und die Erkenntnisse in eine lernende Datenbank eingespeist. Damit könnten künftig Holzmerkmale allein anhand von Kameraaufnahmen erfasst und beurteilt werden. Dies verspricht sowohl eine Effizienzsteigerung als auch eine verlässlichere Grundlage für die Holzbranche.

Sicherung der Bodenfunktionen durch standortgerechte Holzernte (HoBo) 

Durch den Einsatz von Holz-Erntemaschinen kommt es zu Bodenverdichtung. Dies hat Auswirkungen auf Struktur, Wasseraufnahmefähigkeit und Lufthaushalt des Bodens. Eine standortsangepasste Holzerntetechnologie entscheidet damit maßgeblich über die Pfleglichkeit der Nutzung und ist wichtige Voraussetzung zum Erhalt der Bodenfunktionen. Ziel des HoBo-Forschungsprojektes, finanziert durch den Waldfonds des BMLRT, ist es, eine Entscheidungsmatrix zu entwickeln, die die Wahl der bestgeeigneten Holzerntetechnologie in Abhängigkeit von Standort und Witterung ermöglicht. In Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partnern werden dafür Ernteeinsätze mit verschiedenen Technologien bei genau dokumentierten Bodenzuständen durchgeführt und ausgewertet. Die Effekte auf verbleibenden Bestand, Verjüngung, Bodenstruktur, Infiltration und Abfluss, Treibhausgase und Bodenorganismen werden auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet, um eine solide Datenbasis zu erarbeiten.

 

Aufforstung mit Hydrogelen   

Trotz guter Erfolge bei der natürlichen Verjüngung von Waldbeständen werden in Österreich jährlich Millionen Baumsetzlinge gepflanzt. Vor allem südexponierte Flächen mit geringer Bodenmächtigkeit oder lehmigen Substraten tendieren zu Frühjahrstrockenheit, was zu Ausfällen dieser Setzlinge führt. Im Rahmen des Projekts, finanziert durch den Waldfonds des BMLRT, wird geprüft, ob es durch die Zugabe von Hydrogelen zu einer erhöhten Überlebensrate der Setzlinge kommt. Dabei werden von der BOKU verschiedene Hydrogele zur Verbesserung des Anwuchserfolges und der Vitalität einiger Baumarten wie Lärchen und Eichen in ÖBf-Forstbetrieben angelegt, getestet und evaluiert. Ziel ist es, detaillierte Empfehlungen zu einem möglichen Einsatz von Hydrogelen bei der Wiederbewaldung und beim Waldumbau in Österreich geben zu können.

 

Digitale Waldinventur (INVENT-PLS und EIDF)

Im Zuge der Projekte INVENT-PLS und EIDF wird gemeinsam mit Partnern (AIT, BFW, BOKU) erhoben, wie KI die Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels unterstützen kann. Darin wird nach Möglichkeiten zur digitalen Erfassung von Waldbeständen und zur KI-Unterstützung für das Wald-Monitoring gesucht. Zum Einsatz kommen zum einen personengetragene Laserscanner, welche „digitale Zwillinge“ der Stichprobenflächen schaffen, in denen Bäume mit einer eigens entwickelten Software erkannt und deren Stämme und Kronen automatisch vermessen werden. Zum anderen werden die Daten über Laserscanner aus der Luft mittels Drohenbefliegungen erhoben. Die angestrebten Technologien sollen die Erhebungs- und Analysefrequenz in schwer zugänglichem Gelände steigern, eine höhere Qualität und Genauigkeit im Vergleich zu traditionellen terrestrischen Methoden bieten und das Unfallrisiko in unwegsamem Gelände reduzieren.  

 

Entrindung im Seilgelände - Bark Off 

Schadereignisse und damit ungeplant zusätzlich anfallende Holzmengen belasten die Wertschöpfungskette Rundholz. Um entgegenzuwirken, beschäftigt sich das Projekt Bark Off mit der Entrindung und deren Auswirkungen bei der Holzernte im Seilgelände. Detailliert untersucht wird die Wirkung des Entrindungsprozesses auf das Brut- und Vermehrungspotenzial von rinden- und holzbrütenden Insekten, wie dem Borkenkäfer, da diesen durch das Entrinden das Brutmaterial entzogen wird. Zusätzlich festgestellt wird auch die Entrindungsqualitätsowie die Wirkung auf das Trocknungsverhalten des Holzes. Das Projekt, finanziert durch den Waldfonds des BMLRT und umgesetzt in Zusammenarbeit mit der BOKU und weiteren Partnern, bildet einen zentralen Baustein zukünftiger Waldmanagement-Strategien im Zeichen des Klimawandels und unterstützt gleichzeitig die effektive Schadholzlogistik. 

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