Kinderstube für die Seelaube
Der südliche Uferbereich der Stimitz unmittelbar vor der Einmündung in den Grundlsee wird durch das von der EU geförderte LIFE+ Projekt „Ausseerland“ der Österreichischen Bundesforste in eine ursprüngliche Verlandungs- und Seichtwasserzone zurückgebaut.
Die FFH-Art Seelaube sowie weitere Fischarten sollen dadurch einen geschützten Bereich zum Großwerden bekommen – eine Kinderstube.
Ursprünglich war der Mündungsbereich der Stimitz durch einen Altarm mit direkter Anbindung an den Grundlsee charakterisiert. Dieser Bereich galt als Rückzugsgebiet für verschiedenste Jungfische. Besonders junge Seelauben, Aitel, Koppen und Elritzen (Pfrün) tummelten sich dort unter den Stauden und polsterförmigen Schilfgewächsen. Die Jungfische fanden Schutz vor größeren Fischen, die ihnen ins seichte Wasser nicht folgen konnten. Auch Stein- und Edelkrebse fühlten sich dort wohl. Kröten und Frösche nutzten das Gebiet zum Laichen, wodurch sich auch hungrige Ringelnattern einfanden. Um mehr Badefläche zu schaffen wurde vor circa 20 Jahren der Bereich mit Schotter angefüllt und die Natur dort zerstört.
Wenige Meter weiter Richtung Wienern befindet sich nach wie vor ein kleiner Bereich, der im Frühjahr durch Seegrundwasser versorgt, von hunderten Fröschen als Laichhabitat genutzt wird. Leider sorgen die schneearmen Winter der letzten Jahre immer wieder für mäßig ausfallende Frühjahrshochwässer. Durch den raschen Rückgang des Wassers fällt das Gebiet sehr früh trocken, wodurch jährlich tausende Kaulquappen austrocknen und sterben.
















Bevor es mit den baulichen Maßnahmen losgehen kann, wird der Bereich in der Natur ausgesteckt.
Zuerst müssen die Weiden umgesetzt werden. Sie sollen das Jungfischhabitat begrenzen und gegen Badegäste abschirmen.
Nach einem Tag bilden die Weiden bereits eine dichte Sperre. Lücken werden im Frühjahr durch Stecklinge ausgebessert.
Der Amphibientümpel ist schnell gegraben und somit bereit für Gelbbauchunken und Frösche, die sobald es jetzt wärmer wird, schnell in das neue Gewässer einziehen werden.
Der Bagger arbeitet sich Richtung See vorwärts und hebt die Kinderstube für Jungfische aus.
Das ausgehobenen Schottermaterial wird auf den Dumper verladen.
Der Dumper führt das Material direkt in den Mündungsbereich der Stimitz. Dadurch wird ein Laichhabitat für alle Grundlseer Fischarten geschaffen.
Damit vorbeikommende Personen auf den ersten Blick wissen, was hier passiert, ist die Natur-Baustelle mit Tafeln gekennzeichnet.
Im Zuge des LIFE+ Projekts wird der Altarm mit ständiger Anbindung an Stimitz und Grundlsee wieder ausgehoben. Das anfallende Schottermaterial wird unmittelbar in die Flussmündung gebracht, um dort als Laichsubstrat für alle Grundlseer- Fischarten zur Verfügung zu stehen. Der versumpfte Bereich wird ausgehoben, sodass ein kleiner Tümpel für die Amphibien entsteht. Die Weiden, die derzeit die Schotterfläche für sich in Anspruch nehmen, werden an den Rand des Teiches verpflanzt. Sie sorgen für eine stabile Uferböschung und dienen von Anfang an als Unterstand und Versteck für Fische, Krebse, Amphibien, Reptilien, Insekten und nicht zuletzt Vögel. Der bei Badegästen sehr beliebte Schotterstreifen direkt am Ufer bleibt erhalten, sodass diese gemeinsam mit Froschkonzert und Jungfischen den Grundlsee nutzen können.
Die Planung des ca. 660m2 großen Jungfischhabitats und des Amphibientümpels erfolgte durch die beiden ÖBf-Fischereispezialisten Andreas Haas und Alexander Scheck, die auch die ökologische Bauaufsicht führen. Das Versetzen der Weiden und die Aushubarbeiten werden von Erwin Bliem, Baggerfahrer der ÖBf-Forsttechnik, mit viel Feingefühl für das Gelände durchgeführt.