Sie sind noch da!
Im November 2015 wurde das erste Mal im Rahmen des von der EU geförderten LIFE+ Projekts „Ausseerland“ mit 144 Steinkrebse (Austropotamobius torrentium) an zwei geeigneten Bächen eine Besatzaktion durchgeführt.
Das bedeutet, dass weibliche und männliche Steinkrebse mit unterschiedlichem Alter aus einem Gewässer mit einem großen Vorkommen entnommen und an vier Stellen in zwei Bächen umgesiedelt wurden, wo es bis dahin keine gab. Da diese Flusskrebsart sehr empfindlich auf Wasserqualität, Bachstruktur und Temperaturunterschiede reagiert, besteht immer die Gefahr, dass sich die Krebse im neuen Gewässer nicht einleben und abwandern. Doch die Aktion war ein Erfolg, denn bei der Kontrolle der Besatzorte, waren die Steinkrebse immer noch da!
In Österreich sind Besatzaktionen mit Steinkrebsen kaum versucht und auch positive Erfolge nicht dokumentiert worden. Im Ausseerland gibt es noch sehr viele Steinkrebsvorkommen in verschiedenen Bächen und viele als Lebensraum geeignete Gewässer. Ziel des LIFE+ Projektes ist es, die einzelnen Populationen, die derzeit durch Barrieren wie Querbauwerke voneinander getrennt leben, zu vernetzen und ihr Vorkommen fachlich sinnvoll auszuweiten. Dafür wurden an acht Stellen Spezialrohre unter Forststraßen ebenerdig mit dem Bachlauf eingebaut. Spezialrohre deshalb, weil sie eingeschweißte Querverstrebungen haben, wo sich Steinmaterial ansammelt und den Krebsen den Aufstieg durch die Rohre erleichtert. (siehe Video)












Da Steinkrebse nachtaktive Tiere sind, werden sie bei Dunkelheit gesammelt und umgesiedelt. © ÖBf/Pirtscher
Die Dokumentation ist eine wichtige Sache. Deswegen werden alle Steinkrebse vermessen und das Geschlecht bestimmt. ©Brameshuber
Damit die Steinkrebse möglichst stressfrei die Besatzaktion überstehen, transportiert man so dass sie sich verstecken können. ©Brameshuber
Vorsichtig werden die Krebse vor ihren neuen Wohnhöhlen ausgesetzt. ©Brameshuber
Der Steinkrebs nimmt die neue Wohnhöhle an und wird hoffentlich im nächsten Jahr noch immer dort anzutreffen zu sein. ©Brameshuber
Ein Steinkrebs nutzt das Spezialrohr für die Durchquerung unter einer Forststraße. ©Brameshuber
Um der Entwicklung einer eigenständigen Population nochmals einen Anschub zu geben, wurde jetzt mit 20 Steinkrebsen nachbesetzt. Damit sie keinen Grund haben abzuwandern -Krebse können auch mehrere hundert Meter über Land bewältigen- werden sie gleich mit Wohnhöhlen ausgestattet ausgebracht. Halbe Tontöpfe wurden im Bachbett so platziert, dass sie eine Höhle bilden und dem Steinkrebs ohne viel Mühen Schutz und Rückzugsort bieten.
Ob die Aktion wirklich die Entwicklung einer eigenständigen Population im Besatzgewässer zur Folge hat, wird man in den nächsten Jahren beim Monitoring sehen. Erst wenn der besetzte Steinkrebs selbst Nachkommen hat, kann man von einem dauerhaften Erfolg sprechen.