Rund sieben Gewässer-ExpertInnen verlegten ihren Arbeitsplatz ins Projektgebiet des LIFE+ „Ausseerland“, um im Juli eine Quellwoche abzuhalten. Jeden Tag sind sie in Quellen und Bachbereichen auf der Jagd nach winzig kleinen Lebewesen des Wassers.
Sie sind auf der Suche nach dem sogenannten Benthos. Das ist die Gesamtheit aller, in der Bodenzone eines Gewässers vorkommenden Lebewesen.
Benthos-Organismen wie Wassermilben, Wasserwanzen, Köcherfliegenlarven, Muschelkrebs, Fadenwürmer und viele mehr haben eine große Bedeutung als Nahrung für Fische und andere größere Tiere. Aber auch als Zersetzer von organischen Substanzen schließen sie den Nährstoffkreislauf. Je nach Wasserqualität findet sich mehr oder weniger Benthos in einem Gewässer.
Die ExpertInnen wissen schon genau, wie sie vorgehen müssen, um eine möglichst aussagekräftige Probe zu erhalten. Da wird unter Steinen nach Köcherfliegenlarven und Wasserflöhen geschaut, das Sediment im Wasser aufgewühlt, mit feinen Keschern gefiltert und Proben entnommen. Parallel dazu bestimmt man die Wassertemperatur, den pH-Wert, die Leitfähigkeit und weitere Parameter. Am Gewässer selbst dauert dieser Vorgang ein bis drei Stunden, die Hauptarbeit folgt dann an einem ruhigen Ort. Hier werden die Proben Portionsweise mit Wasser verdünnt in weiße Schalen geleert. Mit freiem Auge wird alles, was sich bewegt mit Pinzetten entnommen und in Reagenzgläsern mit einer alkoholischen Lösung aufbewahrt. Die meisten Tierchen sind nur 0,1-0,5mm groß. Zur genaueren Bestimmung werden diese an Labors geschickt und dort genauer ausgewertet.
Viele Benthos-Lebewesen sind unbekannt und im Ausseerland gibt es dazu bisher noch keine Daten. In der Quellwoche werden diese Untersuchungen Schwerpunktmäßig in den größeren Quellhorizonten, vor allem in Kontakt mit Moorkomplexen durchgeführt. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja eine noch nie zuvor entdeckte Milbenart darunter, die dann nach dem LIFE+ Projekt „Ausseerland“ benannt wird.
















Die Riedlbachquelle ist eine mächtige Karstquelle aus dem Dachsteinplateau. © ÖBf AG/Harald Haseke
Eine sogenannte "Traufquelle" aus dem Kammspitz-Massiv ist ein seltener Quelltyp mit sehr interessanter Fauna (Dachstein). © ÖBf AG/Harald Hasek
Typische Fließquelle im Mitterndorfer Biotopverbund. Viele dieser Quellen sind einander ähnlich, die Artenzusammensetzung ist aber sehr unterschiedlich. © ÖBf AG/Harald Hasek
Tümpel- oder "Wallerquellen" kommen von unten herauf und sind relativ selten, auch sie haben eine ganz eigene Lebewelt. © ÖBf AG/Harald Haseke
Auch die Amphibientümpel, die vom LIFE Projekt erst Ende 2015 gegraben wurden, beherbergen bereits eine interessante Pionierfauna. © ÖBf AG/Harald Haseke
In der Schale befinden sich drei Köcherfliegenlarven und zahlreiche Wasserflöhe. Findest du Sie? © ÖBf AG/Anna-Sophie Pirtscher
Das Aussortieren und Zählen der Lebewesen ist sehr mühsam. © ÖBf AG/Anna-Sophie Pirtscher
Die aussortierten Lebewesen werden in hochprozentigen Alkohol eingelegt, um sie zu konservieren und später bestimmen zu können. © ÖBf AG/Anna-Sophie Pirtscher