Im Talbereich des Ausseerlandes kommt vieles zusammen: Häuser, Firmengelände, Landwirtschaftliche Flächen, Wald, Moore und auch Fließgewässer. Um die Sicherheit von Mensch und Infrastruktur zu gewährleisten und die Fläche möglichst gut zu nutzen, wurden viele Bäche und Flüsse mit Hochwasserschutzbauten versehen und Flussbegradigungen durchgeführt. Dass diese baulichen Eingriffe negative Folgen für Fische und andere Lebewesen haben, ist erst in letzter Zeit ein Thema geworden.
Die Salza und der Rödschitzbach bei Bad Mitterndorf sind zwei Gewässer, welche das Tote Gebirge mit dem Kemetgebirge über den Talbereich verbinden. Sie sind für die Koppe (Cottus gobio) und den Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) wertvolle ökologische Vernetzungsadern und Lebensraum. Bisher hielten aber Betongrundschwellen und Absturzbauwerke den kleinen Fisch ohne Schwimmblase, für den Höhen von 15cm eine Barriere darstellen davon ab, weiter Flussaufwärts zu kommen. Auch der Steinkrebs empfindet kanalisierte Flussbereiche ohne viel Versteckmöglichkeiten als Hindernis.
Im Rahmen des EU geförderten LIFE+ Projekts „Ausseerland“ wurden im November 2017 durch die Projektpartner Land Steiermark, Abteilung 14 Schutzwasserbau und der Wildbach- und Lawinenverbauung Maßnahmen gesetzt, um das Bachbett Durchgängig zu machen und ökologisch zu verbessern. Südlich von Bad Mitterndorf wurden fünf eingebaute Betongrundschwellen zur Hälfte entfernt. Der Flusslauf verändert sich, es bilden sich Schotterbänke für Kieslaicher unter den Fischen und gefällte Bäume wurden im Uferbereich mit Stahlseilen verankert (Raubäume), um hier Versteckmöglichkeiten zu bieten. Im Rödschitzbach bei der Sonnenalm schlitzte die Wildbach- und Lawinenverbauung zwei Sperren, welche bisher Schotter zurückhielten und alle zehn Jahre von der Gemeinde ausgeräumt werden mussten. Als netter Nebeneffekt zur Durchgängigkeit ergab sich hier, dass der Fluss auf natürliche Weise das Material abtransportiert und sich die Gemeinde dadurch die Kosten für die Ausbaggerung zukünftig spart.












Eine von fünf Betongrundschwellen in der Salza unterhalb von Bad Mitterndorf. © Amt d. Stmk. LReg., A14
Die Hälfte der Schwelle wurde entfernt und die Gewässersohle durch eine raue Blocksteinrampe stabilisiert. Durch das nunmehr kontinuierliche Gefälle können die Koppe und der Steinkrebs wieder ungehindert flussaufwärts wandern. © Amt d. Stmk. LReg., A14
Raubäume -angekettete Fichten- erhöhen die Qualität des Baches als Lebensraum. Steinkrebse und Jungfische können sich unter den Ästen verstecken. © ÖBf-Archiv/H. Haseke
Solche Stufen im Bachbett hindern jeden Fisch am Aufsteigen. © ÖBf-Archiv/H. Haseke
Mit großen Maschinen musste diese Sperre geschlitzt werden. © ÖBf-Archiv/H. Haseke
Durch das Schlitzen transportiert der Bach in Zukunft das Material selber weiter und formt sich sein Bett. © ÖBf-Archiv/H. Haseke
Alle Arbeiten wurden so durchgeführt, dass auch in Zukunft die Sicherheit von Menschen und Gebäuden gewährleistet bleibt. Die Technik der Verbauungen hat sich über die Jahrzehnte geändert und heutzutage wird bei Neubauten mehr Rücksicht auf die Vernetzung von Wasserlebewesen gelegt. Die bestehenden Regulierungen von Flüssen müssen nach und nach modernisiert werden. Koppe und Steinkrebs sind jedoch über jeden zusätzlichen und erreichbaren Meter Flusslauf dankbar!
Einen Videobeitrag zu diesen Maßnahmen finden Sie hier.