Viele wertvolle Naturschutzflächen sind das Ergebnis einer traditionellen Landwirtschaft, die auf Handarbeit aufbaute. Diese Handarbeit ist heute nicht mehr leistbar und unsere artenreiche Kulturlandschaft leidet darunter.
Schwer zu bewirtschaftende Wiesen verbrachen und verbuschen, steile Hänge immer seltener gemäht, Tümpel und Moore verlanden und wachsen zu. Das Naturschutzgebiet Naglmoos ist ein Niedermoor oberhalb von Bad Mitterndorf und wird nun schon seit längerer Zeit nicht mehr bewirtschaftet. Es leben auf dieser Moorfläche über 300 Schmetterlingsarten, unter anderem der seltene und geschützte Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia). Viele dieser Schmetterlingsarten sind auf die offene Landschaft mit ihrem Blühangebot angewiesen. Jedoch kommt der Wald schleichend zurück. Unzählige Fichten keimen auf der Fläche und verdrängen so nach und nach die wertvollen Pflanzen des Niedermoores. Ein Grund, warum das Naglmoos zuwächst, liegt an dem mit Wasser gesättigten Moorboden, in dem jeder schwere Traktor versinkt.
So bleibt einem nur die langsame und anstrengende Handarbeit von vielen, um das Niedermoor zu erhalten. Hilfe kam diesmal von den Menschen, die derzeit selbst Hilfe benötigen. In einer Kooperation mit dem Naturschutzbund Bezirksstelle Ennstal-Ausseerland wurde gemeinsam mit 18 Flüchtlingen aus Syrien, die derzeit in Bad Mitterndorf untergebracht sind, das Naglmoos gepflegt. Geschätzte 9.000 kleine Fichten wurden gezwickt oder händisch ausgerissen, auf eine Plane geworfen und aus dem Moor zum Waldrand gezogen. Man kann die Bäume nicht im Moor belassen, denn sie tragen Nährstoffe ein und erleichtern auf diese Weise das Ankeimen neuer Fichten.








Das Naglmoos mit sehr vielen Fichten vor dem Einsatz. © Karin Hochegger
Durch Zwicken oder händisches Ausreißen werden die Fichten entfernt. © Karin Hochegger
Mittels Plane wird das Material von der Moorfläche entfernt. © Karin Hochegger
Nach anstrengender Arbeit gibt es eine verdiente Jause und Zeit für nette Gespräche. © Karin Hochegger
Dieser Arbeitseinsatz hat nicht nur Flächenmäßig einen hohen Erfolg gehabt. Er brachte Menschen zusammen – wenn auch die Sprache nicht dieselbe ist, so verband das gemeinsames Tun auf anderen Ebenen. „ Ich denke, dass das Warten auf die Bearbeitung eines Asylantrags sehr frustrierend sein kann. Und so wurde die Zeit mit ein paar Tagen an der Luft und sinnvoller Beschäftigung gefüllt. Und ein paar deutsch Vokabeln wurden auch gelernt!“ erzählt Anna-Sophie Pirtscher, Projektleiterin des LIFE+ Projekts „Ausseerland“.
Durch diesen Einsatz ist der Wald für die nächsten zehn Jahre zurückgedrängt. In weiterer Folge wird versucht, jemanden zu finden, der im Naglmoos ein schonendes Mahdmanagement durchführen kann. Für das Moor und die Schmetterlinge wäre es notwendig.