LIFE+ Projekt Ausseerland

Steinkrebs-Besatz

Die Umsiedler-Krebse

Früher war das Gebiet um Bad Mitterndorf reich an Steinkrebsen (Austropotamobius torrentium). Heute sind etliche als tauglich eingestufte Gewässer nicht mehr von Krebsen besiedelt.

Der Hauptgrund für das Fehlen der Art dürfte in Beeinträchtigungen der Bachläufe in Form von Querbauwerken liegen. Stabile und wachsende Populationen können sich nicht mehr ausbreiten, was langfristig zu einer genetischen Inselbildung und reduziertem Größenwachstum aufgrund einer lokalen Überbevölkerung führt. Steinkrebsbesatz -das Umsiedeln von Krebsen von Orten mit vielen Krebsen in passende Bachläufe ohne- ist bisher in Österreich kaum versucht worden bzw. es gibt keine Dokumentation über erfolgreiche Projekte. Krebse umsiedeln ist nicht so einfach. Gerade der Steinkrebs ist sehr sensibel. Der zukünftige Lebensraum – der Bach darf nicht Geschiebeführend sein; Steine und Wurzelstöcke sollen Versteckmöglichkeiten und Wohnhöhlen bieten. Die Temperaturunterschiede von Ursprungs- zu Besatzgewässer dürfen nicht zu groß sein. Vom Zeitpunkt der Entnahme aus einem Gewässer bis zum Freilassen in einem anderen, soll der Stress für den Krebs minimal sein. Oft passiert es, dass die umgesiedelten Krebse das Gewässer nicht annehmen und abwandern. Dann waren alle Bemühungen umsonst.

Im LIFE+ Projekt „Ausseerland“ wurden 144 Steinkrebse abends, da Krebse nachtaktiv sind, aus der Ödenseetraun händisch herausgeklaubt. Nach Bestimmung des Geschlechts und der Vermessung der Carapaxlänge (Länge des chitinösen Rückenschildes) wurden sie auf vier Kübel aufgeteilt und mit Holzwolle abgedeckt. Dies diente der Stressvermeidung für den Transport vom Ursprungsgewässer zu den vier Stellen bei den zwei Besatzgewässern. Es wurden Männchen und Weibchen verschiedener Größen sowie ein paar Weibchen mit Eiern umgesiedelt. Alle betroffenen Gewässer wurden seit Oktober mittels Temperatursonden überwacht, sodass die Differenz der Temperaturen bei der Besatzaktion nicht zu groß ausfiel. In den vorab als geeignete Habitate beurteilten Bachläufen wurden die Krebse sanft eingesetzt. Im Licht der Taschenlampen suchten sie gleich passenden Unterschlupf.

Eine Woche später erfolgte die erste Kontrolle. Durch Auslegung von totem Fisch wurden die Steinkrebse an den Besatzstellen angelockt. Es waren viele zu sehen. Ob die Aktion wirklich die Entwicklung einer Population im Besatzgewässer initiiert hat, wird man in den nächsten Jahren beim Monitoring sehen. Erst wenn der besetzte Steinkrebs selbst Nachkommen hat, kann man von einem dauerhaften Erfolg sprechen.

 

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