Nur so viel entnehmen, wie auch wieder nachwächst
Der Waldbau spielt bei der Waldbewirtschaftung eine zentrale Rolle. Er beschäftigt sich mit der Begründung, der Pflege und dem Schutz von Waldbeständen sowie dem richtigen Zeitpunkt und der optimalen Technik für die Holzernte. Seine zentrale Aufgabe ist die Sicherstellung der kontinuierlichen Verfügbarkeit von Holz in der gewünschten Menge und Qualität. Wir richten uns dabei in erster Linie nach dem natürlichen und bis zu 100 Jahre dauernden Kreislauf von Keimen, Wachsen, Reifen und Ernten von Bäumen. So wird dem Wald nur soviel Holz entnommen, wie wieder nachwächst.
Seit 1997, dem Jahr der Ausgliederung und Neugründung der Bundesforste als Aktiengesellschaft, gab es Übernutzungen aufgrund von Naturereignissen. Windwürfe, dadurch ausgelöste Borkenkäferausbreitung oder Schneebrüche sorgten für hohe Schadholzmengen und jährliche Gesamteinschlagsmengen jenseits der 2-Mio.-Festmeter-Marke. Das geplante Holzernteziel, der Hiebssatz, war damit überschritten. Um diese Entwicklung auszugleichen, wurde der Einschlag trotz reger Holznachfrage konsequent zurückgefahren. Seit 2011 bewegt er sich wieder auf dem nachhaltigen Niveau von 1,5 Mio. Festmetern. Die Windwurfflächen wurden mit hohem Aufwand wieder aufgeforstet und dabei bestmöglich auf künftige Klimabedingungen Rücksicht genommen.
Die ÖBf betreiben ökologisch orientierten, naturnahen Waldbau. Das Ziel sind gesunde, stabile, gut strukturierte Bestände mit wertvollem Holz, die für künftige Klimaveränderungen bestmöglich gerüstet sind. Erreichen wollen wir das, weil wir uns an folgende ökonomische und ökologische Grundsätze halten:
- Unsere Bestände setzen sich aus standortsgerechten Baumarten zusammen (in der Regel hauptsächlich Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften).
- Wir erneuern unsere Bestände möglichst durch Naturverjüngung, heißt mit Samen von Altbäumen. Erst wenn das nicht möglich ist forsten wir auf (Kunstverjüngung).
- Bei Aufforstungen wählen wir die Baumarten anhand der wirtschaftlichen Möglichkeiten innerhalb des ökologischen Rahmens; wir handeln also so ökonomisch wie möglich und so ökologisch wie nötig.
- Nicht heimische Baumarten bauen wir nur in Gebieten an, in denen heimische Baumarten nur geringe Erträge erbringen.
- Wir vermeiden große zusammenhängende Nutzungen und dadurch entstehende Kahlflächen.
- Wieviel Biomasse entzogen wird hängt vom Standort ab - Generell ist die Entnahme von Biomasse nur auf Böden mit hohem Nährstoffgehalt vertretbar, grundsätzlich bleiben feine Äste, Wipfel, Nadeln und Blätter am Fällungsort.
- Natürlicher Waldschutz durch Waldhygiene und die Förderung von Nützlingen zur Schädlingsbekämpfung haben Vorrang. Pflanzenschutzmittel werden nur in Ausnahmenfällen eingesetzt.
- Naturschutzanliegen berücksichtigen wir auch im operativen Handeln, z.B. durch die Erhaltung lokaler Besonderheiten und Kleinbiotope (so genannter integraler Naturschutz, der Teil der Bewirtschaftung ist, im Gegensatz zum segregalen Naturschutz, der sich auf geschützte Flächen bezieht).
Damit wir unsere waldbaulichen Ziele und Grundsätze erreichen, haben wir in den vergangenen Jahren besonders ausgereifte Prozesse und Methoden entwickelt. Welche Bestände wir mittelfristig nutzen, wird bei uns im Rahmen der Forsteinrichtung festgelegt.
Die Forsteinrichtung stellt die Weichen für eine nachhaltige Nutzung, die einen dauerhaften Holzbezug aus dem Wald gewährleistet. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass der Artenreichtum gefördert und Schutzwürdiges erhalten bleibt. Jedes Jahr wird ein Zehntel der ÖBf-Waldfläche eingerichtet. Die Daten werden zur Erstellung eines Zehn-Jahres-Planes verwendet. Die ForsteinrichterInnen nehmen Bestand für Bestand in Augenschein, begutachten („taxieren“) ihn und halten wirtschaftlich und ökologisch wichtige Daten fest.
Die bei der Waldbegehung gewonnenen Daten und Erkenntnisse fassen die ForsteinrichterInnen dann im so genannten Operat zusammen. Dieses Dokument enthält Bestandesbeschreibungen, tabellarische Auswertungen, allgemeine Beurteilungen sowie Vorschläge für Pflegemaßnahmen und die Wahl der Holzerntetechnik. Eines der Hauptergebnisse der Arbeit ist die Festlegung des Hiebssatzes, der Holzmenge, die innerhalb des Zeitraums von zehn Jahren auf der jeweiligen Fläche geerntet werden kann.
Die konkrete Planung für ein Geschäftsjahr sowie die Ausführung der waldbaulichen Maßnahmen fallen in den Aufgabenbereich der einzelnen Forstbetriebe und Reviere. Sie sind beispielsweise für das Setzen von Forstpflanzen und für den Schutz von Jungbäumen vor Wildverbiss verantwortlich. Dazu gehört auch, dass die einzelnen Forstbetriebe die Wälder durchforsten und nicht zuletzt Schadinsekten – vor allem die Borkenkäfer – bekämpfen.
Wie kann man sicherstellen, dass der Rohstoff Holz nicht aus der Rodung von Tropenwäldern oder anderen Arten von Raubbau stammt – sondern tatsächlich nachhaltig genutzt wurde? Seit 1999 ist das etwas leichter. Damals wurde nämlich ein Zertifizierungssystem für die europäische Forstwirtschaft gegründet. Es nennt sich PEFC – Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (Programm zur Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen) und ermöglicht den KonsumentInnen, die Verarbeitungskette von Holzprodukten bis zum Wald zurückzuverfolgen. Derzeit ist PEFC als unabhängige Non-Profit-Organisation in 37 Mitgliedsländern global aktiv.
In Österreich ist die internationale Organisation durch PEFC Austria vertreten. Ende 2013 waren fast 70% der heimischen Waldfläche PEFC-zertifiziert. Die ÖBf zählen zu den mehr als 500 PEFC-Mitgliedern und können ihr gesamtes ÖBf-Holz mit PEFC-Gütesiegel liefern.

Stefan Schörghuber
Leiter Wald-Naturraum-Nachhaltigkeit
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