Wald der Zukunft
Die Klimakrise wirkt sich in Österreich bereits deutlich spürbar aus. Wetterextreme mit Trockenheit, Hitze und Stürmen machen unseren Wäldern zu schaffen.
Die Folgen:
- Windwürfe
- verstärktes Borkenkäferaufkommen
- und damit verbundene Schadholzmengen
Diese stellen uns als größten Waldbewirtschafter des Landes vor weitreichende Herausforderungen. Die Bundesforste begegnen diesen veränderten Bedingungen bereits seit einigen Jahren mit einer aktiven Waldbewirtschaftung unter dem Motto „Wald der Zukunft“. Denn wir sind davon überzeugt: Nur ein naturnah und nachhaltig bewirtschafteter Wald kann die ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ansprüche, die wir Menschen an ihn stellen, in Zeiten der Erderwärmung auf lange Sicht erfüllen.
Nachhaltige Bewirtschaftung
Der Wald muss ein Alleskönner sein – heute und vielmehr noch in Zukunft: Er liefert den nachwachsenden Rohstoff Holz, speichert CO2, sorgt für Artenvielfalt, schützt Siedlungen vor Naturgefahren und ist ein wichtiger Erholungsraum und Arbeitsplatz. Damit er diese Leistungen weiterhin erbringen kann, passen wir unsere Wälder an zukünftige klimatische Bedingungen an.
Der Wald der Zukunft ist ein bunter und artenreicher Mischwald, der widerstandsfähig gegenüber Klima- und Umwelteinflüssen ist. Um die jeweils passenden Maßnahmen zu setzen, wurden für alle 120 Forstreviere vorausschauende Bewirtschaftungspläne für eine naturnahe und nachhaltige Forstwirtschaft erstellt.
Wir setzen verstärkt auf:
- die Durchmischung der Baumarten
- Naturverjüngung
- konsequente Waldpflege
- und schonende Holzernte.
Wir renaturieren wertvolle Lebensräume und fördern die Biodiversität. So können wir die Natur nachhaltig nützen und sie gleichzeitig schützen – für uns alle und für die nächsten Generationen.
"Die Natur nachhaltig nützen und sie gleichzeitig schützen – für uns alle und für die nächsten Generationen."
Für die nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung unserer Wälder im Sinne einer integrativen Forstwirtschaft sprechen die folgenden Argumente:
Ohne Holz keine Bioökonomie: Holz ist der einzige nachwachsende Rohstoff, der in Europa in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Wenn Holz zu langlebigen Produkten verarbeitet wird, bleibt das CO2 über lange Zeit weiter in ihm gespeichert. Die thermische Verwertung von Waldbiomasse liefert einen Beitrag zur Energiewende. Weiters kann durch Forschung, Entwicklung und Innovation der Ersatz von energieaufwändig hergestellten Materialien durch den nachwachsenden Rohstoff Holz beschleunigt werden. So lassen sich CO2-Emissionen und gleichzeitig die Importabhängigkeit im Energiesektor reduzieren.
Förderung und Erhalt der Biodiversität: Integrative Forstwirtschaft, also nützen und schützen auf einer Fläche, trägt zur Biodiversität bei. Zusätzlich zu den Waldbewirtschaftungsplänen entwickeln die Bundesforste auch eigene Öko-Pläne zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität für jedes Forstrevier. So wird Totholz in ausreichender Menge im Wald belassen oder werden Biotopbäume bei der Holzernte gezielt stehen gelassen. Altholzinseln, wenige Hektar große Gebiete, in denen bewusst auf forstliche Nutzung verzichtet wird, dienen Fauna und Flora als Rückzugsorte und der Vernetzung von Lebensräumen. Seltene Baum- und Straucharten, blütenreiche Waldränder sowie eigens angelegte Amphibiengewässer erhöhen die Vielfalt des Lebensraumes.
Bewirtschafteter Wald als CO2-Speicher: Mit einer naturnahen, nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern werden ein laufender Zuwachs und damit eine kontinuierliche Kohlenstoffbindung im Holz sichergestellt. Nutzungsfrei gestellte Wälder bauen zwar im Vergleich zu bewirtschafteten Wäldern über einen gewissen Zeitraum größere Vorräte auf, kommen aber früher oder später in einen Gleichgewichtszustand, in dem sie ihre Kohlenstoff-Senkenleistung verlieren, weil Auf- und Abbauprozesse einander die Waage halten. Wird hingegen geerntetes Holz zu langlebigen Produkten verarbeitet, bleibt CO2 weiter gebunden. Gleichzeitig wachsen im Wald junge Bäume nach, die neuen Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen.
Sicherung von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung: In der Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Wertschöpfungsketten werden Arbeitsplätze in signifikantem Umfang sichergestellt. Der große volkswirtschaftliche Vorteil liegt darin, dass die Arbeitsplätze auch in ländlichen, oft strukturschwachen Regionen zu finden sind und sich nicht auf die Zentralräume beschränken. Zudem tragen die Produkte und Dienstleistungen bedeutend zu ökonomischen Erfolgen aller beteiligten Akteur*innen sowie zu direkten und indirekten Steuerleistungen bei. Bedeutende Arbeitsmarktimpulse im Sinne der Bioökonomie können insbesondere von einer Intensivierung des Holzbaus ausgehen.
Umbau zum klimafitten Wald: Unsere Wälder sind massiv von den Folgen des Klimawandels betroffen. Die Bundesforste haben daher in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung für alle 120 Forstreviere eigene Pläne für den Wald der Zukunft entwickelt, um die Wälder schon heute auf kommende klimatische Bedingungen vorzubereiten. Im Wald der Zukunft wird Vielfalt groß geschrieben. Wir setzen auf Mischwälder, in denen die Fichte etwas an Bedeutung verlieren wird, dafür Lärchen, Tannen, Eichen und zahlreiche andere Baumarten höhere Anteile haben werden. Forciert wird die sogenannte Naturverjüngung: Keimen junge Bäume aus den Samen der Altbäume im Wald, sind sie bestmöglich an ihre Umwelt angepasst. Ein für das Ökosystem verträglicher Wildstand ist dafür Voraussetzung.
Erhaltung des Schutzwaldes: Gerade im Gebirgsland Österreich schützen Wälder vor Lawinen, Steinschlag, Murenabgängen und Bodenabtrag und verringern durch ihr Rückhaltevermögen die Hochwassergefahr. Die Anforderungen an ihre Leistungsfähigkeit steigen aber ständig, weil als Folge des Klimawandels Wetterextreme immer stärker und häufiger auftreten. Lange Trockenperioden, Schädlingsbefall und auch Waldbrände bringen die Schutzwälder im Gebirge unter Druck. Eine aktive Bewirtschaftung ist daher unerlässlich, um die Leistungsfähigkeit der Schutzwälder gerade in den Alpentälern zu erhalten. Dies ist darüber hinaus auch um vieles kostengünstiger und naturnäher als technische Wildbach- und Lawinenverbauungen.
Raum für Erholung und Gesundheit: Immer mehr Menschen suchen im Wald Erholung oder gehen dort unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten nach. Spürbar ist dies vor allem in der Nähe von Ballungsräumen. Der Steigerung von persönlichem Wohlbefinden und Förderung der Gesundheit dient eine breite Palette von Möglichkeiten und Angeboten. Der Großteil davon ist an eine Erschließung des Waldes durch Forststraßen, Wege und Pfade gebunden. Aufgabe der Waldbesitzer*innen ist es, die unterschiedlichen Interessen dabei bestmöglich auszugleichen.
Die Bundesforste ernten im Sinne der Nachhaltigkeit nicht mehr als wieder nachwächst. Gleichzeitig müssen verstärkt Maßnahmen für stabile und gesunde Wälder wie etwa Durchforstungen durchgeführt werden. Denn ein nicht gepflegter Wald ist das Schadholz von morgen. Dass die nachhaltige Bewirtschaftung greift, zeigt eine interne forstfachliche Erhebung: Die Holzmenge auf ÖBf-Flächen nimmt zu, in den letzten Jahren (2017 bis 2022) stieg der Vorrat im bewirtschafteten Wald um rund eineinhalb Millionen Vorratsfestmeter.
Gab es in den 1990er-Jahren noch durchschnittliche Schadholzmengen von etwa 30 % der jährlichen Holzerntemenge, lagen wir in den 2010er-Jahren bis heute bereits bei einem Durchschnittswert von etwa 50 %.
Grund dafür sind verstärkt auftretende, regionale Wetterextreme bedingt durch die Klimakrise sowie Folgeschäden durch den Borkenkäfer. Die steigenden Temperaturen gepaart mit Trockenheit verstärken die Verbreitung des Waldschädlings, der dadurch nicht nur länger im Jahr aktiv ist, sondern auch in immer höhere Lagen bis zur Waldgrenze vordringt.
Die Borkenkäfersituation in Österreich ist insgesamt herausfordernd. Auf ÖBf-Flächen tritt die Käferproblematik derzeit regional verstärkt in der Obersteiermark und in den Wäldern rund um das Kärntner Mölltal auf. In allen anderen Regionen ist die Anzahl des Borkenkäferholzes stabil bzw. rückläufig.
Im Kampf gegen den Borkenkäfer setzen wir ein vielfältiges Maßnahmenbündel ein, das Monitoring und die Bekämpfung laufen bereits vor dem Start der Vegetationsperiode im Frühling auf Hochtouren. Die wichtigste Maßnahme ist die laufende Suche nach befallenen Bäumen durch das Forstpersonal bzw. mit Drohnen und deren schnellstmöglicher Abtransport aus dem Wald. Zusätzlich werden pro Jahr tausende Fangbäume vorgelegt, um das kleine Insekt gezielt anzulocken. Im steileren Gelände werden befallene Bäume oft vor Ort entrindet, um dem Borkenkäfer die Brutstätte zu entziehen. Sie verbleiben als wertvolles Totholz im Wald.
Die Bundesforste setzten primär auf die natürliche Verjüngung des Waldes. Bäume, die von Natur aus nachwachsen, sind meist am besten an die Bedingungen vor Ort angepasst. Dort, wo der Waldumbau hin zu klimafitten Wäldern vorangetrieben werden muss, z. B. auf großen Schadholzflächen, forsten die Bundesforste pro Jahr mit mehr als einer Million Jungbäumen auf. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Schutzwald gelegt.
Gepflanzt werden über 40 unterschiedliche Baumarten – allen voran klimafitte Lärchen, Weiß-Tannen oder trockenresistentere Eichen. Die Samen für den Wald der Zukunft stammen aus der Bundesforste-eigenen Klenge in Arndorf in Niederösterreich. In der Klenge wird Saatgut aus ganz Österreich gesammelt, gereinigt, aufbereitet und dann tiefgefroren gelagert.
Beim Umbau der Wälder hin zu klimafitten, artenreichen Mischwäldern spielt die Naturverjüngung eine maßgebliche Rolle. Jungbäume, die durch Samen der Altbäume entstehen und damit von Natur aus nachwachsen, sind am besten an den jeweiligen Standort angepasst. Das Gleichgewicht von Wald und Wild spielt dabei eine wichtige Rolle. Wenn zu viele Rehe und Hirsche die jungen Triebe der nachwachsenden Bäume abbeißen, kann der Wald nicht ausreichend nachwachsen.
Kontakt
Andrea Kaltenegger
Leitung Kommunikation & Unternehmenssprecherin
+43 (2231)-600-1521